Welche Faktoren sind verantwortlich dafür, dass einige Menschen nach einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 schwer erkranken, während andere nur leichte oder gar keine Symptome entwickeln? Dieser Frage gehen Wissenschaftler*innen in einem internationalen Zusammenschluss namens „COVID-19 Host Genomics Initiative“ nach. Neben Rauchen und Übergewicht als Risikofaktoren für einen schweren Covid-19-Verlauf hat das Forschungsteam auch genetische Faktoren im menschlichen Erbgut gefunden, die offenbar eine wichtige Rolle spielen. In die Forschung flossen auch Bioproben und Daten aus der „COVID-19-Kohorte“ ein, die in der Hannover Unified Biobank (HUB) verarbeitet und gelagert werden. Die ersten Ergebnisse aus den Untersuchungen des internationalen Forschungsverbundes sind jetzt in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht.
Daten aus Hannover für großangelegte Studie
Für die „COVID-19-Kohorte“ wurden seit März 2020 Bioproben und Daten von unterschiedlich stark am Coronavirus SARS-CoV-2 erkrankten Patient*innen sowie Kontrollproben von Menschen mit anderen Atemwegserkrankungen aus verschiedenen Kliniken der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und dem Klinikum Region Hannover gesammelt und verglichen. „Die Hannover Unified Biobank erfüllt die hohen Sicherheitsauflagen, um die Bioproben zu verarbeiten und einzulagern“, betont Professor Dr. Thomas Illig, Leiter der HUB. Für ihre Analyse hat die „COVID-19 Host Genomics Initiative“ weltweit klinische und genetische Daten von fast 50.000 Patient*innen, die positiv auf das Virus getestet wurden, sowie von zwei Millionen Kontrollpersonen aus zahlreichen Biobanken und klinischen Studien zusammengeführt.
Genetische Ansatzpunkte für neue Therapie-Strategien
„Bei der Analyse der genetischen Daten wurden 13 Stellen im menschlichen Genom gefunden, die stark mit einer Infektion oder schweren Covid-19-Verläufen verbunden sind“, erklärt Professor Dr. Markus Cornberg, stellvertretender Direktor der MHH-Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie und Direktor des Zentrums für Individualisierte Infektionsmedizin (Centre for Individualised Infection Medicine, CiiM), der sich um die klinische Aufarbeitung der an der HUB eingelagerten Proben kümmert. Einige dieser Genorte stehen offenbar auch in Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen, Lungenkrebs oder Lungenfibrose, einer krankhaften Vermehrung des Bindegewebes, welches dann verhärtet und vernarbt (fibrosiert) und zu Atemnot führt. „Diese Ergebnisse könnten dazu beitragen, Angriffspunkte für künftige Therapien zu finden“, sagt der Infektiologe. Und das ist dringend nötig: Zwar bieten Impfstoffe einen Schutz gegen eine Infektion mit SARS-CoV-2, doch gibt es noch erheblichen Verbesserungsbedarf bei der Covid-19-Behandlung.
Quelle: Die Originalversion dieses Textes erschien als Pressemitteilung der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).
Bildnachweis: Karin Kaiser/MHH
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Wissenschaftliche Publikation
COVID-19 Host Genetics Initiative. Mapping the human genetic architecture of COVID-19. Nature (2021). https://doi.org/10.1038/s41586-021-03767-x
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